Ich bin Simone, komme aus Ulm und lebe seit 2014 in Argentinien. Südamerika bin ich seit meiner ersten mehrmonatigen Rucksackreise 2006 verfallen. Ich liebe die Natur und hätte nie gedacht, dass ich mal in einer Metropole wie Buenos Aires leben würde. Aber irgendwo zwischen Plan und Wunschvorstellung kam das Leben dazwischen…
1. Warum hast (bist) du ins Ausland umgezogen?
Im Rahmen meines Masterstudiums mussten wir ein Semester im außereuropäischen Ausland verbringen. Während des Semesters in Buenos Aires verliebte ich mich gleich mehrmals: in ein Land, eine Stadt, einen Lebensstil, eine Denkweise – und schließlich auch in einen Porteño (so werden die Bewohner von Buenos Aires genannt). Ich beendete mein Studium in Deutschland und ging zurück, ohne großen Plan, einfach meinem Herzen folgend.
2. Woher hast du (beziehst) du dein Auskommen (Einkommen) (Arbeiten? Erzähl uns von deinem Erlebnis)?
Zunächst arbeitete ich als Deutschlehrerin, schwarz und schlecht bezahlt. Dann überschlugen sich die Zufälle und ich arbeitete als Marketing Assistentin in einer Spanisch Sprachschule. Nicht gut bezahlt, aber für mich persönlich und mein Kulturverständnis eine der wertvollsten Zeit seit ich hier lebe. Im Spannungsverhältnis zwischen den verschiedensten Kulturen lernte ich in kürzester Zeit extrem viel über Argentinien und meine eigene Kultur, konnte mich positionieren, hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Irgendwann wurde die Sehnsucht nach Deutschland aber immer stärker und ich suchte nach alternativen Arbeitsmodellen. Mittlerweile bin ich Freiberufler, was mir eine unglaubliche Dynamik bzgl. meines Arbeitsortes erlaubt. Ich bin regelmäßig für mehrere Monate in Deutschland und unterrichte dort Deutsch als Fremdsprache, arbeite nebenbei als Texterin und Lektorin und seit diesem Jahr bin ich auch Reiseleiterin für Gruppenreisen aus dem deutschsprachigen Raum. Indem ich den Reisenden die Schönheiten Argentiniens und Chiles nahebringe, kann ich auch selbst meinen Reisedurst stillen.
3. Wie oft kommunizierst du mit deiner Familie und mit deinen Freunden, die noch in Deutschland wohnen? Und wie (Skype, Facebook, usw…)?
Ich habe engen Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden, meist über WhatsApp, Skype oder Facebook.
4. Was liebst du am meisten in Argentinien?
Den Humor, das Lächeln der Menschen, ihren Umgang mit Stress und Krisen. Die Landschaft – in Argentinien gibt es fast alle Klimazonen, ich habe mein Herz an das unwirtliche, raue, windige Patagonien verloren.
5. Was ärgert dich am meisten in Argentinien?
Der Verkehr, Lärm und die weiten Wege in Buenos Aires. Die Inflation – mit einem Gehalt in Pesos kommt man i.d.R. nicht ans Monatsende.
6. Was fehlt dir am meisten?
Meine Familie und Freunde, Kraft tanken in der Natur. In Deutschland bin ich in fünf Minuten im Wald, in einer Stunde in den Bergen. Wenn ich hier Berge sehen will, muss ich in den Flieger steigen oder etliche Stunden Busfahrt über mich ergehen lassen.
Das süddeutsche Essen und guter Kaffee.
7. Was hast du getan, um neue Leute zu treffen und dich in dein neues Zuhause zu integrieren?
Sportkurse, Musikveranstaltungen. Richtige Freunde habe ich dann aber erst in der Spanisch Sprachschule gefunden.
8. Welche Gewohnheit findest du am seltsamste (seltsamsten) um (in) deine (deiner) Wahlheimat?
Man trifft sich mit Freunden, ausgemacht war 21 Uhr. Um 21.30 bekommt man eine Nachricht: „Bin gleich da“ – das kann vieles bedeuten: Die Person geht jetzt erst mal duschen, ist gerade in den Bus gestiegen, kocht sich noch was etc. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen und bin immer wieder pünktlich um 21 Uhr am Treffpunkt.
Dass man andere Personen nicht ausreden lässt, jeder redet dem anderen rein und schreit dabei immer lauter.
9. Was ist ein Mythos über deine Wahlheimat?
Buenos Aires ist wie Europa. Das hört man immer wieder, die Stadt gibt sich auf den ersten Blick auch sehr europäisch. Wenn man länger dort lebt, wird einem bewusst, dass der Vergleich hinkt.
Insgesamt ist aber das meiste, was über Argentinien gesagt wird, wahr. Z.B.: Argentinier essen gern und viel Fleisch – das stimmt. Beim asado werden 500 Gramm Fleisch (oder mehr) pro Person kalkuliert.
10. Welchen Rat würdest du anderen Expats geben?
Sich einerseits gut im Voraus informieren, z.B. über die wirtschaftliche und politische Situation des Landes. Wie wichtig ist dir (finanzielle) Sicherheit? Auf der anderen Seite kann ich nur jedem raten, auf sein Herz zu hören. Die wenigsten Entscheidungen sind für immer. Einfach mal ausprobieren. Wenn es dann doch nicht so ist wie erhofft, dann hat man doch zumindest unglaubliche Erfahrungen gemacht. Und das ist mit Sicherheit ein besseres Gefühl als ein Leben lang zu denken: „Hätte ich doch nur“ oder „Was wäre wenn…“
Versuchen, Argentinien nicht allzu sehr mit der Heimat zu vergleichen, das führt meist nur zu Frust.
11. Wann und warum hast du dein Blog begonnen?
Als ich hierhergezogen bin, habe ich deutschsprachige Seiten im Internet durchforstet, auf der Suche nach Antworten auf Fragen zum Alltag, Arbeiten, Leben, Reisen in Argentinien. Ich fand sämtliche Artikel über „die 10 schönsten Plätze in Buenos Aires“ und touristische Highlights, aber nichts, was aus einer tieferliegenden Perspektive berichtete. Ich suchte keine Artikel von Rucksackreisenden, die das Land streifen, sondern von Leuten, die hier leben. Deswegen beschloss ich, einfach selbst über genau diese Themen zu schreiben, denn vielleicht kann ich ja so anderen Suchenden helfen. So begann ich, Ende 2016 meine Erfahrungen auf Argentinien 24/7 zu teilen.
12. Wie ist dein Blog nutzbringend?
Mein Blog ist eine Mischung aus inspirativem (Kultur-)Reiseführer und konkreten Tipps für die Reiseplanung: Ich schreibe z.B. Artikel über Visumsangelegenheiten, Sicherheit in Argentinien, aber auch solche, die dazu anregen sollen, sich einfach mal treiben zu lassen, auch abseits der üblichen Touristenrouten. Ich teile meine Erfahrungen und bin ständig auf der Suche nach neuen Orten, die für Reisende interessant sein könnten. Auch für mich selbst ist der Blog nutzbringend: Ich verbinde drei meiner Leidenschaften –Reisen, Schreiben und Fotografierenund kann durch den Blog meine Erfahrungen und Gefühle in Argentinien sortieren und reflektieren.
Blog: Argentinien 24/7
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