Von Berlin nach Nikosia: Aphrodites Schatten



Veröffentlicht am 2013-01-17 11:47:42

Aphrodites Shade - © CIPS/Marcos Gittis Mein Name ist Christiane Sternberg. Ich bin Berlinerin und lebe jetzt in Nikosia. Zusammen mit meinem Mann, dem Fotografen Marcos Gittis.

1. Warum bist du ins Ausland umgezogen?
Um eine lange Geschichte kurz zu erzählen: Zu der Zeit, als es in Zypern für uns als Journalisten besonders spannend war, haben wir uns mit einem Fuß hier niedergelassen (2003 Öffnung der Grenzen nach fast 30 Jahren, 2004 gescheitertes Referendum zur Wiedervereinigung, Beitritt der Republik Zypern zur EU). Wir lebten jeweils ein paar Monate in Zypern, dann in Berlin und wieder retour. Auf Dauer geht das natürlich nicht. Irgendwann mussten wir uns entscheiden – und deshalb zogen wir 2006 endgültig nach Zypern.


2. Woher beziehst du dein Einkommen?
Wir arbeiten als freie Journalisten. Mit der Kombination unserer Profession sind wir da sehr flexibel – wir liefern Texte und Fotos, aber auch Radiobeiträge. Zusätzlich haben wir einen Verlag (www.cips.com.cy) aufgebaut und geben Karten von Zypern mit Reiseführern und Bücher heraus. Die enthalten sozusagen alle Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse, die wir bei unserer journalistischen Arbeit sammeln, für die aber kein Platz in den Medien ist. So haben wir inzwischen zwei berufliche Standbeine, mit denen wir unser Leben in Zypern bestreiten können.

3. Wie oft kommunizierst du mit deiner Familie und mit deinen Freunden, die noch in Deutschland wohnen?  Und wie (Skype, Facebook, usw… )?
Mit der Familie skypen wir wöchentlich. Der Kontakt zu den Freunden wird ehrlich gesagt mit den Jahren immer spärlicher. Da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Wenn man in seiner neuen Heimat wirklich angekommen ist, gehört ja dazu auch wieder ein neuer Freundeskreis. Und vor Ort sind die Kontakte wesentlich intensiver, weil man sich jederzeit treffen kann. Wirklich intakt bleiben Fern-Freundschaften nach meiner Erfahrung nur, wenn sie schon lange bestanden haben oder wenn sie sehr eng sind.

4. Was liebst du am meisten in Zypern?
Die Größe! Zypern ist so klein, dass man mit dem Auto innerhalb von 20 Minuten von den Bergen ans Meer fahren kann. Oder eben von der Hauptstadt aus mit einem Tagesausflug auch Freunde am letzten Zipfel der Insel besuchen kann. So hat man die Chance, das Land wirklich kennen zu lernen. Wie lange müsste ich dafür in Deutschland unterwegs sein! Außerdem ist es in einer so kleinen Community viel einfacher, geschäftliche Kontakte aufzubauen. Es geht ja beinahe familiär zu.

5. Was ärgert dich am meisten in Zypern?
Dass viel zu viele Zyprer – vom Handwerker bis zum Politiker – Nägel ohne Köpfe machen.

6. Was fehlt dir am meisten?
Die Möglichkeit, sich einfach ins Auto oder in den Zug zu setzen und in ein anderes Land zu fahren. Ein Wochenend-Trip nach Wien oder Paris geht eben nicht, das ist viel zu teuer.

7. Was hast du getan, um neue Leute zu treffen und dich in dein neues Zuhause zu integrieren?
Das ist in Zypern allgemein nicht schwer. Die Leute hier sind sehr offen, überall bekommt man auch privat schnell Kontakt. Hinzu kommt, dass wir eben aus beruflichen Gründen viele Menschen treffen und daraus entstehen manchmal dann sogar Freundschaften.

8. Welche Gewohnheit findest du am seltsamsten in deiner Wahlheimat?
Dass alle Geschäfte mittwochs ab 14.00 Uhr geschlossen sind. Daran habe ich mich bis heute nicht gewöhnt.

9. Was ist ein Mythos über deine Wahlheimat?
Dass Zypern eine griechische Insel ist. Das stimmt in vielerlei Hinsicht nicht. Die Zyprer sind ein ganz eigenes Volk, geprägt durch die Geschichte der Insel. Zum Beispiel ist in Verwaltung und Recht der britische Einfluss noch extrem spürbar. Die Strukturen sind westeuropäischer als in Griechenland, verlässlicher möchte ich sagen.

10. Welchen Rat würdest du anderen Expats geben?
Niemals Hals über Kopf in ein anderes Land zu ziehen. Die Eigenheiten der Leute und des Zusammenlebens offenbaren sich erst nach einiger Zeit. Um die herauszufinden, reicht ein vierwöchiger Urlaub nicht aus. Aphrodites Shade cyprus - © CIPS/Marcos Gittis

11. Wann und warum hast du dein Blog begonnen?
Mein Blog entstand ursprünglich vor vier Jahren als Teil der Community von Stern.de. Dort konnte ich Geschichten aus Zypern jenseits der journalistischen Berichterstattung erzählen. Seit Januar 2012 läuft das Blog ohne diese Anbindung.

12. Wie ist dein Blog nutzbringend?
Es ist das Medium, über das ich aus Zypern berichten kann, ohne auf die thematischen Einschränkungen der deutschen Medien Rücksicht nehmen zu müssen. Für die Leser hat es hoffentlich den Nutzen, dass sie erfahren, wie es am östlichen Rand von Europa zugeht.

 Pictures ©CIPS/Marcos Gittis

 

Blog LinkChristian's blog, Aphrodites Schatten ~ Zypern jenseits der Idylle

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Kategorie:
Interviews

Autor: texkourgan
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